Betroffene kommen zu Wort

Betroffenenfälle 
Wir haben vor einigen Wochen einen Aufruf gestartet, weil wir im Rahmen unserer Führerschein-Kampagne auf der Suche nach Fällen von Personen sind, die aufgrund der aktuellen Rechtssprechung ihren Führerschein verloren verloren haben.
Die Geschichten, die wir im Laufe dieser Zeit zu hören bekamen, waren zum Teil unglaublich – und für uns das Zeichen, dass diese Kampagne wirklich mehr als notwendig ist!  
Wir zeigen euch hier fortlaufend die Geschichten von Betroffenen. Bitte habt dafür Verständnis, dass nicht jeder mit Bild oder seinem echten Namen genannt werden möchte.  Die mit einem * versehenden Betroffenen wollten ihre Geschichte nur anonymisiert erzählen. Wir haben dafür Verständnis und bitten euch, dies ebenfalls zu sein!
Über dreihundert Geschichten von Betroffenen wurden bislang gesichtet, ein Ende ist noch nicht in Sicht. Erzähl auch du uns deine Geschichte!
Fall Nr. 1 Jenny Westhauser
Jennifer war mit dem Taxi auf dem Weg zu einem Festival, als die Polizei bei ihr im Rahmen einer Kontrolle eine Geringe Menge Cannabis fand. Für sie war das Thema nach der Mitteilung der Polizei, dass das Verfahren aufgrund der Geringfügigkeit gegen sie eingestellt wird, eigentlich erledigt. Doch dann kam ein Brief von der Verkehrsbehörde…
Fall Nummer 2: Marvin Schmidt* (Name geändert)
Weil er sich ohne Ablenkungen auf seine Abschlussprüfung vorbereiten wollte, entschied sich Marvin* dazu, seinen Cannabiskonsum bis zu den Prüfungen einzustellen. Dreizehn Tage nach seinem letzten Konsum gerät er in eine Polizeikontrolle.
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Fall Nummer 3: Christian Neuendorf
2013 hatte ich mich leider Zuhause ausgeschlossen, hatte aber glücklicherweise den Schlüssel meiner Lebensgefährtin dabei, die allerdings in einer anderen Stadt wohnte. Ungefähr um halb eins nachts, ich hatte mich gerade auf den Weg gemacht, wurde ich von der Polizei angehalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich 5 oder 6 Tage nicht konsumiert.
Die Beamten sprachen mich direkt auf Betäubungsmittel an, was ich verneinte. Dann wurde ich um eine Urinprobe gebeten. Ich erklärte der Polizei, dass ich mich versehentlich ausgesperrt habe und direkt vor Fahrtantritt noch in ein Gebüsch uriniert hatte und somit nun nicht urinieren könne.
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Fall Nummer 4: Jonathan Sichart
2014 bin ich mit meinem Auto am Bodensee in eine Zollkontrolle geraten. Dabei wurden 0,2 g Cannabis sichergestellt. Daraufhin sollte ich mich einer kompletten körperlichen Durchsuchung unterziehen, die ich zunächst verweigerte. Darauf antwortete der Beamte, dass er Gewalt anwenden müsse, sollte ich mich weigern. Zudem würde er unter anderem Anzeige einreichen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Da ich dies verhindern wollte, ließ ich mich durchsuchen.
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Fall Nummer 5: Sebastian Jahn* (Name geändert)
Anfang August 2015 bat mich mein Vater unser Wohnmobil, einen roten VW T3 Camper, in die Werkstatt zu fahren, weil der Auspuff abgefallen war. Das Fahrzeug parkte zu dem Zeitpunkt auf dem Parkplatz unserer Firma.
Ich hatte zuletzt über achtzehn Stunden vor dem Fahrtantritt Cannabis konsumiert, als ich gegen 16:00 Uhr den Wagen abholte und das Firmengelände verließ. Ich kam allerdings nicht weit, da ich bereits nach 50 Metern von einem Motorradpolizisten angehalten wurde. Seine Begründung: Er habe mich angehalten, weil ich aussehe wie ein Drogenkonsument. Nach einem einstündigen Hin und Her habe ich dann eingeräumt, in der Vergangenheit einmal Cannabis konsumiert zu haben. Da ich den Urintest verweigerte, wurde ich mit auf die Wache genommen, wo ein Bluttest gemacht werden sollte.
Da kein Richter zu erreichen war, der einen solchen Test genehmigen konnte, hat der Polizeibeamte sich diesen selbst erlaubt. Er erklärte mir, dass vor kurzem ein Gesetz eingeführt wurde, das Polizisten erlaubt, einen solchen Test anzuordnen, wenn kein Richter zu erreichen ist.
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Fall Nummer 6: Peter Hartmann* (Name geändert)
2014 hatte ich mir im Internet Cannabis für meinen Eigenbedarf bestellt. Im Dezember 2016 erhielt ich deswegen eine Anzeige. Dann schaltete ich natürlich meinen Rechtsanwalt ein, der mir riet, das mit der Bestellung zuzugeben, da Beweise vom US-amerikanischen FBI vorlagen. Daraufhin gab ich die Bestellung zu, da ich es nicht zu einer Verhandlung kommen lassen wollte. Ich wurde zu einer Strafe in Höhe von 2300 € verurteilt, was angesichts meines Einkommens von 1300 €, meiner zwei zu versorgenden Kinder und meiner sich in Elternzeit befindlichen Frau viel zu viel Geld für mich war. Deshalb legte ich Berufung ein. Die Strafe wurde so auf 1200 € reduziert.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich allein für meinen Rechtsanwalt schon 1200 € zahlen müssen. Ich dachte, damit wäre die Angelegenheit geklärt. Auch mein Rechtsanwalt war der Ansicht, dass ich nichts weiter zu befürchten hätte. Allerdings meldete sich die Führerscheinstelle, nachdem der Strafbefehl durch war. Ich sollte ein ärztliches Gutachten machen, um meine Fahrtauglichkeit zu prüfen.
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Fall Nummer 7:  Matthias Fischer* (Name geändert)
Mein Name ist Matthias Fischer*, ich bin 33 Jahre alt und wohne im Rhein-Main Gebiet. Ich rauche Cannabis in der Regel nur zu besonderen Anlässen oder ab und zu auch mal zur Entspannung nach einem harten Arbeitstag. Damit würde ich rechtlich als „gelegentlicher Konsument“ gelten, denn dafür reicht es ja schon, wenn ich innerhalb der letzten zehn Jahre bereits mehr als einmal an einem Joint gezogen habe.
Da ich Nichtraucher bin, vertrage ich Tabak sowieso nicht so gut und verrauchte zu Höchstzeiten 1-2 g Cannabis im Monat, manchmal aber auch monatelang gar nichts. Meine ersten Joints rauchte ich erst mit 29, allgemein bin ich mit Drogen auch nicht sonderlich bewandert. Da ich in einer Region wohne, die eine gute ÖPNV-Verbindung hat, fahre ich generell sehr selten Auto und ich halte auch grundsätzlich nichts davon, sich berauscht hinters Steuer zu setzen.
Entsprechend hatte ich noch nie Probleme im Straßenverkehr und in meinen 15 Jahren Führerscheinbesitz nicht einmal einen Punkt in Flensburg.
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Fall Nr 8 David Rieker
Mein Name ist David Rieker, ich bin 25 Jahre alt und wohne auf der Schwäbischen Alb. Am 06.10.2014 wurde ich von meinem Arbeitgeber gebeten, einen Kunden aus Schweden an einem Hotel abzuholen. Eigentlich eine maximal zehn minütige Fahrt. Ich stimmte zu, da ich mich zu 100% fahrtüchtig fühlte. Mein letzter Cannabiskonsum war am Vorabend um 20 Uhr. Als ich eine Weile vor dem Hotel wartete, stellte sich durch Telefonate im Servicebüro heraus, dass unser Kunde am Vortag am Stuttgarter Flughafen wohl in das falsche Taxi einstieg und zu einem Stuttgarter Hotel gefahren wurde. Daraufhin wurde ich gebeten, den Kunden mit einem der Geschäftsautos in Stuttgart abzuholen.
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Fall Nr 9 Jens Malert* (Name geändert)
Am 27.04.17 fuhr ich wie jeden Tag früh morgens zur Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt war mein Leben perfekt: privat, sozial und beruflich lief alles super. Super Freundin, die Ausbildung meiner Träume und ich war zu dieser Zeit so zufrieden mit mir wie noch nie zuvor. Nachdem ich aus meiner Siedlung in Ochsenfurt Richtung Arbeit fahren wollte, stand die Polizei mir gegenüber an einer Ausfahrt mit laufendem Motor. Nachdem sie mich und mein altes rotes Auto sahen, hielten sie direkt hinter mir. Da ich von einem der Beamten in der Vergangenheit bereits schon einmal kontrolliert wurde, wussten die Beamten sofort, wer ich bin.
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Fall Nr 10 Franz Mayer* (Name geändert)
Ich wurde am 17.7.14 gegen 23 Uhr im Rahmen einer allgemeinen Verkehrskontrolle kontrolliert. Es gab keine auffällige Fahrweise oder sonst einen konkreten Grund. Der Polizist forderte meine Papiere und wollte das Warndreieck sehen.  Nachdem ich ausstieg, interessierte er sich nicht mehr für mein Warndreieck, sondern meinte plötzlich, ich sähe aus als würde ich Drogen nehmen. Angeblich sah ich nervös, blass und zittrig aus, weshalb ich diverse Tests wie Kopf in den Nacken und auf einem Bein stehen absolvieren musste. Klar war ich nervös, es war schließlich meine erste Polizeikontrolle! Ich fragte den Beamten, wieso er an meiner Fahrtauglichkeit zweifele und was ihn dazu berechtige, mich solche nichtssagenden Tests absolvieren zu lassen. Daraufhin wurde einer der Beamte laut, ging mich ziemlich an und meinte nur, dass er das so in seiner Ausbildung gelernt habe.
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Fall Nr 11 Mike Peters* (Name geändert)
Wir schreiben September 2012, ich hatte gerade mit der Ernte meiner Outdoor-Pflanzen begonnen. Ein paar Tage später stand die Polizei samt Durchsuchungsbefehl vor der Tür: Sie hätten einen anonymen Hinweis bekommen, dass hier Cannabis angepflanzt würde. Natürlich wurde alles konfisziert und ich erhielt eine Anzeige wegen Anbau von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Die geringe Menge wurde um das 16-fache überschritten, das Urteil war schlussendlich 1 Jahr 5 Monate Freiheitsstrafe auf 3 Jahre Bewährung. Circa zehn Tage nach der Hausdurchsuchung flatterte Post von der Führerscheinstelle ins Haus. Die Polizei hatte der Führerscheinstelle mitgeteilt, dass Cannabis bei mir gefunden wurde.
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Fall Nr 12 Tobias Reichelt* (Name geändert)
Im Alter von 15-16 Jahren wurde ich während einer schwierigen Lebensphase mit vier Gramm Cannabis erwischt. Die Anzeige wurde fallen gelassen, ich machte jedoch aufgrund meiner Unwissenheit bei der Polizei Angaben zu meinem damaligen Konsumverhalten. Ich gab an, ungefähr ein Gramm pro Woche zu rauchen.
Mit 18 wollte ich, wie so viele andere in dem Alter, meinen Führerschein machen. Ich absolvierte alle nötigen Theorie- und Praxisstunden und stand kurz vor der Anmeldung zur Fahrprüfung. Bei der Führerscheinstelle erhielt ich dann die Mitteilung, dass ich aufgrund eines früheren Drogendeliktes wohl eine MPU machen müsse. Ich war erstmal total verwundert, dachte mir aber nichts weiter schlimmes dabei. Ich war ziemlich blauäugig, wie sich im Nachhinein zeigen sollte! Da ich natürlich wusste, dass ich bei der MPU clean sein muss, verzichtete ich seitdem auf jegliche Rauschmittel. Der MPU-Termin war ungefähr drei Monate nach meinem Antrag.
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Fall Nr 13 Felix Bechthold* (Name geändert) 
Alles begann vor ungefähr 6 ½ Jahren. Ich saß abends mit zwei Freunden an einer Bushaltestelle und kiffte. Wie sich später herausstellen würde, war es der Anfang einer schlimmen Zeit für mich.
An uns fuhr eine Polizeistreife vorbei, mein Herz stand gefühlt still. Sie drehten um und kontrollieren uns, weil sie den Verdacht von Cannabiskonsum hatten. Ich denke, die Polizisten hatten beim Vorbeifahren den Joint gesehen. Es war eine sehr unangenehme Situation, denn die Polizisten waren nicht gerade nett und ich fühlte mich in diesem Moment wie ein Schwerkrimineller. Ich war ein wenig geschockt und bekam kaum ein Wort heraus. Auf die Androhung einer Durchsuchung bis auf die Unterhose gab ich mein Cannabis heraus und die Polizisten zogen nach einiger Zeit wieder ab. Einige Monate später erhielt ich von der Staatsanwaltschaft einen Brief, dass das Verfahren wegen des Verstoßes gegen das BtMG gegen mich eingestellt worden war. Welche Konsequenzen dies für mich aber haben sollte, ahnte ich in diesem Moment aber nicht.
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