Eine wissenschaftsbasierte Politik muss Instrumente haben, um THC-beeinträchtigte von nicht-beeinträchtigten Fahrern zuverlässig unterscheiden zu können. Das lange nachweisbare, aber nicht-psychoaktive Abbauprodukt THC-COOH darf dabei keine Rolle spielen. Zudem muss eine Möglichkeit gefunden werden, auch regelmäßige Konsumenten, die nüchtern fahren, gerecht zu behandeln:
„Andererseits kann auch nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass allein wegen regelmäßiger Konsumgewohnheiten die Fähigkeit zum Trennen generell nicht gegeben ist. … So ist es vorstellbar, dass jemand, der täglich in den Abendstunden einen Joint raucht, dazu in der Lage ist, Cannabiskonsum und Teilnahme am Straßenverkehr zu trennen.“(14)
Blutkonzentration: schlechtes Maß für Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit
Dafür ist die THC-Konzentration im Blut allerdings ein schlechtes Maß. Einerseits, weil regelmäßige Konsumenten, durch THC-Akkumulation, im relevanten Messbereich (niedrige THC-Werte) eine → erhöhte THC-Konzentration im Blut aufweisen. Andererseits, weil unabhängig vom Konsummuster in keiner Studie nachgewiesen werden konnte, dass es bei THC – anders als bei Alkohol – einen parallelen Verlauf zwischen Konzentration im Blut und verkehrsrelevanten Beeinträchtigungen gibt, siehe Grafik.(14,47)
Eventuell besser geeignete → Messverfahren befinden sich noch in der Entwicklung oder sind noch nicht praktikabel für die Polizei anwendbar. Daher müsste der gegenwärtige Blutgrenzwert von 1 ng/ml Serum auf einen sinnvolleren, wissenschaftsbasierten Wert angepasst werden. Eine solche, vorübergehende Lösung könnte vom Gesetzgeber schnell und einfach umgesetzt werden, bis bessere Instrumente zur Verfügung stehen.
Zusammenhang zwischen THC-Blutkonzentration und psychotropen Effekten. Die Pfeile im ringförmigen Graph (Hysterese) symbolisieren den zeitlichen Verlauf nach der Inhalation von THC (Startpunkt ist unten links). Die diagonale, hypothetische Linie zeigt einen idealen, weil parallelen Verlauf von Blutkonzentration und Effekten. Die Graphik wurden von Verstraete et al.(47) entnommen.