Mike Peters* (Name geändert) – Glück im Unglück

Wir schreiben September 2012, ich hatte gerade mit der Ernte meiner Outdoor-Pflanzen begonnen. Ein paar Tage später stand die Polizei samt Durchsuchungsbefehl vor der Tür: Sie hätten einen anonymen Hinweis bekommen, dass hier Cannabis angepflanzt würde. Natürlich wurde alles konfisziert und ich erhielt eine Anzeige wegen Anbau von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge. Die geringe Menge wurde um das 16-fache überschritten, das Urteil war schlussendlich 1 Jahr 5 Monate Freiheitsstrafe auf 3 Jahre Bewährung. Circa zehn Tage nach der Hausdurchsuchung flatterte Post von der Führerscheinstelle ins Haus. Die Polizei hatte der Führerscheinstelle mitgeteilt, dass Cannabis bei mir gefunden wurde.
In dem Schreiben wurde mir mitgeteilt, dass aufgrund der aufgefundenen Menge von regelmäßigem Konsum ausgegangen würde und ich deswegen ein fachärztliches Gutachten inklusive Haaranalyse oder zwei Urinscreens erbringen müsse. Das Gutachten soll klären, ob ich regelmäßig Cannabis zu mir nahm oder immer noch nehme.
Ich entschied mich für die Urinscreenings, da laut meinen Infos in den Haaren zwischen gelegentlichem und regelmäßigem Konsum gar nicht unterschieden werden kann. Ich musste auf gelegentlichen Konsum mit Trennungsvermögen plädieren, da ich 2007 schon mal mit unter 1 ng im Urin angehalten wurde und somit mein “Probierkonsum-Joker” ausgeschlossen war.
Um noch etwas Zeit zu schinden, nutzte ich alle Fristen und Einspruchsmöglichkeiten aus, um auch wirklich komplett clean zu sein.
Das erste Urinscreen bestand ich ohne Probleme. Der zweite Termin war dann inklusive des Gesprächs mit der Ärztin. Diese meinte dann, mit zwei Urinscreens könne sie die Fragestellung der Führerscheinstelle nicht beantworten. Sie bräuchte eine Haaranalyse, die nochmal 300 € zusätzlich zu den bereits bezahlten 500 € kosten würde. Ohne diese Analyse würde ich definitiv ein negatives Gutachten bekommen, obwohl meine zwei Urinscreens negativ waren. Ich ließ mir dann die Haare auf Grund des Drucks entnehmen, bat aber darum, diese noch nicht zum Labor zu schicken. Irritiert rief ich bei der Führerscheinstelle an. Dort erfuhr ich, dass ich die Vereinbarung über zwei Urinscreens abgeschlossen habe. Ok, sagte ich mir, dann sollen die mich bitte auch gemäß der Vereinbarung begutachten.
Ich ließ die Haarprobe vernichten und wartete auf das negative Gutachten. Als ich das Gutachten dann bekam, war ich beinahe fassungslos: die Ärztin widersprach sich doppelt und dreifach trotz zweier negativer Screenings. Ihrer Ansicht nach könne ich meine Aussage zum gelegentlichen Konsum nicht stützen, daher müsse von regelmäßigem Konsum ausgegangen werden. Immerhin hielt sie mir zu gute, ein Drogenmissbrauch hätte sich bei mir nicht entwickelt und wäre auch nicht zu erwarten.
Sichtlich verwirrt ging ich mit diesem Gutachten zur Führerscheinstelle. Die Sachbearbeiterin warf einen kurzen Blick drauf und meinte, das könne ja überhaupt nicht sein und das müsste sie sich in Ruhe anschauen. Dann der Knaller: Drei Tage später kam dann die Einstellung der Überprüfung per Post.
Im Endeffekt viel Rauch um Nichts, nur dass mich die ganze Sache mit Anwalt, Gericht, Strafe, Führerschein und so weiter knapp 5000€ gekostet hat. Die ganze Angelegenheit zog sich über sechs Monate.
Und das wegen ein paar Pflanzen…
Zudem kostete mich die Angelegenheit jede Menge Nerven, was mich mehr zermürbte als das raus geworfene Geld. Auf der anderen Seite hätte es auch so laufen können, dass ich meinen Führerschein verloren hätte, ohne dass mir jemand hätte nachweisen können, dass ich eine Trunkenheitsfahrt beging!

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